Johann Wolfgang Baumgartner
Ebbs bei Kufstein (Tirol) 1702 – Augsburg 1761
Abschied Abrahams von Lot
Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 44) ausgestellt
Johann Wolfgang Baumgartner ging nach einer Schmiedelehre nach Salzburg, um dort die Hinterglasmalerei zu erlernen. Nach seiner Wanderschaft, die ihn nach Italien, Österreich, Ungarn und Böhmen führte, ließ er sich 1733 in Augsburg nieder. Neben der Hinterglasmalerei widmete er sich zusehends der Anfertigung von Vorlagen für ornamentbetonte Grafik und Buchillustrationen, später schuf er auch Altarbilder und Deckenfresken. Seine Zeichnungen und Malereien gehören zum Qualitätsvollsten des süddeutschen Rokoko.
Dargestellt ist der Augenblick des Abschieds, nachdem Abraham und sein Neffe Lot erkannt haben, dass das Land um Betel für beide zu klein ist und es schon zu Streitigkeiten unter den Hirten gekommen ist. Abraham umarmt seinen Neffen, der gestikulierend den Grund für die Trennung – seine umfangreiche Familie und Herde – verdeutlicht.
Die Ölskizze war nicht als Entwurf für ein Altarbild oder Wandgemälde gedacht, sondern als Vorlage für den Druck einer Mezzotintofolge der Geschichte Abrahams, die nach Entwürfen Baumgartners in Augsburg gegen Ende der fünfziger Jahre des 18. Jahrhunderts erschien. Der Gebrauch von farbigen Ölskizzen als Grafikvorlagen war sehr ungewöhnlich; denn für das schwarzweiße Medium der Druckgrafik hätte eine einfache Zeichnung genügt.
Baumgartner nahm hierin eine singuläre Stellung in der Kunst des 18. Jahrhunderts ein. Kein anderer Künstler schuf eine derartig große Zahl an farbigen Ölskizzen als Vorlagen für Druckgrafik. Die Beliebtheit seiner Entwürfe hing nicht nur mit der hohen malerischen Qualität zusammen, sondern auch mit der allgemeinen Aufwertung der Ölskizze, mit ihrer Entwicklung hin zum autonomen Kunstwerk.