Johann Michael Franz (?) - Allegorie der göttlichen Gnade

Johann Michael Franz (?)

1715 Dirlewang bei Mindelheim – 1793 Eichstätt

Allegorie der göttlichen Gnade

Datierung:
Technik:
Format:
Inv. Nr.:
Katalog Nr.:
wohl zwischen 1745-1762
Öl auf Leinwand
49,30 cm / 34 cm
Rl 10
35 (1995), 10 (2017)

  Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 44) ausgestellt

Obwohl Johann Michael Franz 78 Jahre alt wurde, ist über sein Leben nur wenig bekannt. Zu seiner Zeit galt er als angesehener fürstbischöflicher Hofmaler im kleinen Hochstift Eichstätt – er prägte die dortige Rokokomalerei wie kein anderer. Unter der Herrschaft von Fürstbischof Raymund Anton Graf von Strasoldo entstanden die Hauptwerke von Johann Michael Franz im Rittersaal von Schloss Hirschberg bei Beilngries sowie in der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz Eichstätt.
Das Bild zeigt eine junge Frau leicht zurückgelehnt an einem Bach lagernd. Mit der rechten Hand greift sie nach einem goldenen Apfel, der über ihr an einem Ast hängt. Ein Putto ist ihr dabei behilflich, während zwei weitere den Vorgang spielerisch begleiten. Im oberen Bildteil thront Gottvater mit ausgebreiteten Armen und Dreiecksnimbus; neben ihm schweben – kaum sichtbar – die Heilig-Geist-Taube sowie Engelsköpfchen. Zu seinen Füßen liegt das Gotteslamm, unter dem sich ein Wasserfall, das „Wasser des Lebens“, bis in den Bach ergießt.
Die junge Frau nimmt eine Doppelfunktion war: Sie personifiziert die sündige Menschheit, die aber gleichzeitig die Sünde mit Hilfe der im oberen Bildteil dargestellten Dreifaltigkeit überwindet. Das Rot des Gewandes versinnbildlicht die menschliche Liebe und das Gold die Allmacht und Herrlichkeit Gottes. Der Apfel steht zwar für den Sündenfall, gleichzeitig aber auch für das Neue – er wird von den Engeln augenfällig angeboten und symbolisiert die Möglichkeit, ins Paradies zurückzukehren. Die Allegorie der göttlichen Gnade ist der Freispruch der Menschen von der Sünde durch die Gnade Gottes.
Die skizzenhafte Malweise und die abgeschlossene, oben bogenförmige abgerundete Komposition zeigen, dass es sich hier um den Entwurf für ein Altarblatt handelt. Aufgrund der ungewöhnlichen und komplexen Thematik könnte für diesen Auftrag eine Wallfahrtskirche oder ein Kloster in Frage kommen.