Franz Joseph Spiegler
1691 Wangen (Allgäu) – 1757 Konstanz
Die vier Erdteile huldigen der Immaculata
Entwurf für das 1742 datierte Bild des südlichen Seitenaltares in der Pfarrkirche von Reinstetten (Krs. Biberach)
Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 44) ausgestellt
Vermutlich zwischen 1706 und 1712 ging Franz Joseph Spiegler bei seinem Großonkel, dem Münchner Hofmaler Johann Kaspar Sing, in die Lehre. In der Folgezeit beschäftigte er sich vor allem mit Fassmalereien und Vergolderarbeiten für die Grafschaft Wolfegg. Tafelbilder lassen sich ab 1718 nachweisen, Fresken ab 1723. Nach Vollendung der Deckenmalereien in der Benediktinerabtei Ottobeuren (1725) erhielt er zahlreiche weitere Aufträge für Fresken und Altarbilder, die ihn von Oberschwaben über den Schwarzwald und den Bodensee bis in die Schweiz führten. Spiegler gehört zu den wichtigsten oberschwäbisch-südwestdeutschen Meistern spätbarocker kirchlicher Großmalerei. Als Höhepunkt seines Schaffens gilt die Ausmalung der Klosterkirche Zwiefalten (1747-1751).
Umgeben von zahlreichen Engeln steht die kindliche Maria neben ihren Eltern Joachim und Anna auf der Weltkugel und tritt mit den Füßen auf die Schlange der Erbsünde. Sie trägt ein weißes Kleid mit blauem Mantel, eine Sternenkrone und die Lilie als Symbol der Jungfräulichkeit. Zu ihren Füßen blicken die Personifikationen der vier Erdteile nach oben: Afrika links, anschließend Amerika mit Feder und Pfeil, Europa im Vordergrund mit einer Krone auf einem roten Samtkissen und rechts dahinter Asien mit dem Weihrauchgefäß.
Spiegler erweist sich hier als Meister der Ölskizze, der mit schnellen Pinselstrichen manches nur andeutet, anderes flächig ausmalt, den dunklen Grundierungston miteinbezieht und so die Komposition, die Farb- und Lichtdisposition überzeugend veranschaulicht. Seinen Entwurf für das Altarblatt des südlichen Seitenaltars der Pfarrkirche St. Urban in Reinstetten veränderte er bei der Ausführung vor allem bei den Engeln und bei einzelnen Details. Im Gegensatz zu der locker gemalten Ölskizze wirken die Figuren auf dem großen Altargemälde streng konturiert und plastisch modelliert.