Martin Knoller
1725 Steinach am Brenner (Tirol) – 1804 Mailand
Der heilige Karl Borromäus verteilt Almosen
Entwurf für das Deckenfresko in der südlichen Kapelle der Servitenklosterkirche St. Karl in Volders bei Innsbruck
Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 45) ausgestellt
Nach einer ersten Schulung bei seinem Vater absolvierte Martin Knoller eine Lehre bei dem Innsbrucker Maler Ignaz Pögl. Anschließend arbeitete er einige Jahre bei Paul Troger und besuchte zwischen 1751 und 1753 die Wiener Akademie. Nach ersten selbständigen Arbeiten ließ sich Martin Knoller 1755 für mehrere Jahre in Rom nieder, wo er Anton Raphael Mengs und Johann Joachim Winckelmann begegnete. Nach Aufenthalten in Neapel und Mailand übersiedelte Knoller 1765 endgültig nach Mailand. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern gehörte der habsburgische Botschafter Graf Karl von Firmian. Mit seinen Werken in Bozen, Ettal, Innsbruck, München, Neresheim und Volders wurde Knoller zu einem der wichtigsten Vermittler des Frühklassizismus römischer und mailändischer Prägung in Tirol und Süddeutschland.
1765/66 bekam Knoller – wohl auf Empfehlung von Graf Firmian – den Auftrag für Fresken und Altarblatt der Servitenklosterkirche St. Karl in Volders bei Innsbruck. Von den vorbereitenden Arbeiten für diese Ausmalung haben sich insgesamt drei Ölskizzen erhalten, die sich alle in der Sammlung Reuschel befinden.
Die zweite Ölskizze für Volders zeigt den hl. Karl Borromäus bei der Verteilung von Almosen und unterstreicht damit seine vorbildliche Amtsausübung. Er hatte im Jahr 1570 während der großen Hungersnot eine Armenküche im erzbischöflichen Palast in Mailand eingerichtet, der hier als mächtige Architekturkulisse hinter dem Heiligen zu erkennen ist. Arme und Kranke treten an den Heiligen heran, eine Mutter schickt ihr Kind vor und zwei gelähmte Bettler lagern im Vordergrund.
Die sehr gut erhaltene Skizze zeigt im Infrarotlicht eine vollständige Unterzeichnung, von der Knoller bei der weiteren Ausarbeitung kaum abwich. In der Freskoausführung dagegen kam es zu Veränderungen bei den Figuren und der räumliche Disposition. Wie bei der ersten Ölskizze wurde auch diese nicht für die direkte Übertragung an die Decke erstellt, sondern diente dem Künstler wohl zur Vorlage beim Auftraggeber.