Johann Baptist Enderle
1725 Söflingen (Ulm) – 1798 Donauwörth
Anbetung der Hirten
Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 44) ausgestellt
Seine erste Ausbildung erhielt Johann Baptist Enderle wohl von seinem Onkel Anton Enderle in Günzburg. Um 1750 arbeitete er in der Werkstatt von Franz Martin Kuen, der ihn mit der Malerei Giovanni Battista Tiepolos bekannt machte. Zudem ist in seinem Werk der Einfluss des Augsburger Akademiedirektors Johann Georg Bergmüller unverkennbar. Durch Heirat erwarb Enderle 1755 eine eigene Werkstatt und das Bürgerrecht in Donauwörth. Er war hauptsächlich in Schwaben tätig. Seine Hauptwerke entstanden in den 1770er Jahren, als sich der Klassizismus anzukündigen begann. Eine helle Farbpalette und kleinteilige Strichführung sind charakteristisch für seine Kunst.
Die vorliegende Skizze ist von hoher malerischer Qualität. Enderle setzt die Szene der Anbetung der Hirten auf eine Anhöhe. Von unten nähern sich Personen mit einer Laterne – sie bahnen sich den Weg durch die metaphorisch aufzufassende irdische Finsternis zum überirdischen Licht, das über Maria mit dem Kind in den Himmel führt. Dort schweben zahlreiche Engel sowie der thronende Gottvater neben der Weltkugel. Der Engel mit dem Gloria-Band beweist die perspektivische Kunstfertigkeit des Malers.
Auffallend ist der in lichtem Grünlich-Blau gehaltene Himmel. Vereinzelte Farbakzente in Blau, Gelb und Rosa durchbrechen das Monochrom und erinnern an die französische Malerei des Rokoko. Im irdischen Bereich herrschen dunkle Farben vor.
Die Ölskizze diente als Entwurf für eine Szene im Deckenfresko des Langhauses in der neu erbauten Augustiner-Klosterkirche in Oberndorf am Neckar. Enderles zwischen 1776 und 1778 entstandene Ausmalung ist nicht nur sein letzter Großauftrag, sondern auch eines seiner Hauptwerke. Die auf die Hauptszene reduzierte Skizze setzte Enderle im 1777 datierten Langhausfresko ohne wesentliche Veränderungen um. Heute wird das ehemalige Kloster als Kultur- und Verwaltungszentrum genutzt.