Joseph Anton Zoller
1730 Klagenfurt – 1791 Hall (Tirol)
Der Evangelist Matthäus
Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 45) ausgestellt
Nach der Lehre bei seinem Vater, dem Maler Anton Zoller (1695-1768), blieb Joseph Anton bis zu seinem 30. Lebensjahr in der väterlichen Werkstatt. Gemeinsam arbeiteten die beiden Maler in Telfes, Schmirn und Mutters. Ab 1763 schuf Joseph Anton Zoller eigenständig zahlreiche Fresken und Altarbilder in Tirol: Abfaltern (um 1769), Neustift im Stubaital (1772), Absam (1780), Lienz, Ranggen, Weerberg, die bereits Anklänge an den Klassizismus erkennen lassen. Ab 1779 entstanden ideale Landschaftsbilder.
Die Darstellung steht in der Tradition des mittelalterlichen Autorenbildes und zeigt Matthäus, der von einem Engel inspiriert das Evangelium niederschreibt. Er sitzt auf einem Stufenpodest und streckt die rechte Hand mit der Feder demonstrativ von sich, während er mit der Linken das aufgeschlagene Buch hält und den Blick erhoben hat. Über ihm schwebt auf einer Wolke ein Engel und deutet nach oben auf den Ursprung der Inspiration. Mehrere Puttenköpfe zu Seiten des Engels wohnen der Szene bei.
Als Vorlage für das Gemälde Zollers diente das Altarbild Giovanni Battista Pittonis (1687–1767) in der Kirche S. Maria in Borgo Valsugana (Trento). Aufgrund der veränderten Farbigkeit der Gewänder stellt sich allerdings die Frage, inwieweit Zoller sich überhaupt am Altarbild Pittonis orientiert haben könnte. Die veränderten Farben, aber auch Details sprechen dafür, dass Zoller bei der Anfertigung seiner Skizze nicht das Altarbild in S. Maria vor Augen gehabt haben kann. Vielmehr dürfte er nach einer Zeichnung oder einer Druckgrafik gearbeitet haben.