Franz Anton Maulbertsch

1724 Langenargen am Bodensee – 1796 Wien

Der Genius des Menschen mit Prometheus und Athena

Datierung:
Technik:
Format:
Inv. Nr.:
Katalog Nr.:
um 1788/90
Öl auf Leinwand
30,20 cm / 21,10 cm
Rl 38
14 (1995), 21 (2017)

  Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 45) ausgestellt

Der Künstler war Sohn des Malers Anton Maulbertsch, von dem er seine erste künstlerische Ausbildung erhielt. Fünfzehnjährig ging er nach Wien, begann eine Lehre bei Peter van Roy und schrieb sich an der dortigen Kunstakademie ein. 1750 gewann er den ersten Preis des Malereiwettbewerbs der Akademie, die ihn 1759 als ordentliches Mitglied aufnahm. Franz Anton Maulbertsch gehört zu den herausragendsten österreichischen Malern des Spätbarock und des Übergangs zum Klassizismus. Ab 1752 entstanden in 45 Arbeitsjahren Fresken an 59 Orten in Österreich, Ungarn und Mähren.
In der Bildmitte einer Naturszenerie ist eine nach oben blickende, halbnackte nur mit einem weißen Gewand und einem Sternenmantel bekleidete Gestalt vor einem Opferaltar zu erkennen. Darüber schwebt Athena (Minerva) und deutet mit der Rechten nach unten, wo links Prometheus mit einem brennenden Stab steht und nach oben weist. Zwischen diesen drei Figuren erkennt man etwas nach hinten versetzt einen schwebenden Jüngling, der völlig nackt mit ausgebreiteten Armen ebenfalls nach oben blickt. Den linken Bildrand nehmen Teile eines Rundtempels ein, rechts tauchen aus dem Dunkel vier Mischwesen auf, Kentauren und Faune (?).
Darüber, dass es sich bei der Figur mit dem brennenden Stab um Prometheus und bei der schwebenden Göttin um Athena handelt, sind sich alle Interpreten einig, bei der Benennung der beiden nach oben blickenden Gestalten dagegen gibt es unterschiedliche Ansichten. Entgegen den älteren Ausführungen handelt es sich nach Hubert Hosch (2000/2001) nicht um eine Simultandarstellung, bei der Prometheus am Opferaltar steht und dem soeben zum Leben erweckten Menschen unter dem Schutze Athenas den Feuerstab überreicht, während gleichzeitig im Hintergrund noch die unbelebte, statuenhafte Gestalt des Menschen zu sehen ist. Hosch interpretiert die Figur im Vordergrund überzeugend als Genius des Menschen (mit Sternenkleid und Opferschale). Dieser wird von Prometheus für den irdischen Menschen belebt, der im Hintergrund als nackte zum Licht strebende Figur dargestellt ist.
Die für Maulbertsch erstaunliche Feinmalerei, bei der mit spitzem Pinsel die Details und Lichthöhungen sorgfältig ausgeführt sind, spricht für ein eigenständiges Kabinettbild und nicht für einen vorbereitenden Entwurf.