Johann Georg Wolcker
1700 Burgau – 1766 Augsburg
Der heilige Sebastian als Fürbitter der Kranken und als Viehpatron
Entwurf für das 1738 datierte und signierte Fresko in St. Pankratius, Bidingen (Krs. Marktoberdorf)
Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 45) ausgestellt
Nach einer ersten Ausbildung bei seinem Vater in Schelklingen ging Johann Georg Wolcker nach Augsburg zu Johann Georg Bergmüller, für den er ab 1720 als Geselle neun Jahre lang arbeitete und mit dem er zeit seines Lebens verbunden blieb. 1729 erhielt Wolcker die Meistergerechtigkeit. Als selbständiger Maler beschäftigte er mehrere Gesellen und stieg später zum Vorgeher der Malerzunft auf, der für das Einschreibebuch der Malergesellen verantwortlich war. Sein Hauptwerk ist die Ausmalung der Zisterzienserstiftskirche Stams in Tirol.
Die Ölskizze diente der Vorbereitung für das 1738 datierte Fresko im Langhaus der Kirche St. Pankratius in Bidingen. Das hochovale Bildfeld zeigt den hl. Sebastian im roten Märtyrergewand, der – auf einer Wolke schwebend – zwischen den Menschen im irdischen Bereich und der Hl. Dreifaltigkeit im Himmel vermittelt. Die Engel zu seiner Seite tragen seine Attribute (Schild, Banner und Helm als Zeichen seiner Legionärstätigkeit sowie Pfeile und Keulen für seinen Märtyrertod). Auf den Treppenstufen der Architekturkulisse befinden sich um Hilfe flehende Menschen, Aussätzige, Besessene, Kranke und Arme. Im rechten Bildbereich bitten Bauern für ihr Vieh, während sich im Himmel Christus und Gottvater über das Schicksal der Menschen zu unterhalten scheinen.
In seiner weichen Pinselführung ist das Gemälde sehr weit ausgearbeitet, lediglich im oberen Bereich wirkt die Malerei etwas skizzenhafter. Zahlreiche Pentimenti (Korrekturen) dokumentieren den Entwurfscharakter; so zeigt sich auch, dass der große Engel am linken Bildrand erst nachträglich eingefügt wurde – was der Komposition seine besondere Spannung verleiht.
Das ausgeführte Fresko in der St.-Pankratius-Kirche ist nur partiell erhalten. Nachdem sich in den 1940er Jahren größere Teile des Putzes – und damit der Malerei – von der Decke gelöst hatten, wurde die Fläche nach dem Geschmack der Zeit ergänzt. Dies betrifft vor allem Gottvater und einen großen Teil Sebastians.