Franz Anton Kraus

1705 Söflingen bei Ulm – 1752 Maria Einsiedeln, Schweiz

Die Geißelung Christi

Datierung:
Technik:
Format:
Inv. Nr.:
Katalog Nr.:
wohl 1745-1752
Öl auf Eichenholz
59 cm / 42,20 cm
Rl 25
39 (1995), 17 (2017)

Franz Anton Kraus wurde in Söflingen bei Ulm geboren. Seine Lehrjahre verbrachte er in Ulm und Augsburg. Danach führten ihn Studienaufenthalte nach Italien, u. a. nach Venedig, wo er mehrere Jahre in der Werkstatt von Giovanni Battista Piazzetta tätig war. Um 1731 brach Kraus in Richtung Frankreich auf, zunächst nach Paris, später hielt er sich längere Zeit in Langres, Dijon und Lyon auf. Ab 1745 arbeitete Kraus überwiegend in der Schweiz, 1749-1751 in Wien. Zu seinen Hauptwerken gehört die Klosterkirche von Einsiedeln, wo er nicht nur Fresken, Hoch- und Seitenaltarbilder geschaffen hat, sondern auch als Architekt für den Umbau des Chores zuständig war.
Für die Geißelung Christi greift Kraus auf eine dramatische Lichtinszenierung zurück, in deren Mittelpunkt der nach vorne gebeugte, an eine riesige Säule gebundene Körper Christi steht. Die spotlichtartige Beleuchtung des dunklen Kerkerraums lässt nicht nur Christus in hellstem Licht erstrahlen, sondern trifft auch – in Abstufungen – auf die Schergen, vor allem auf die Rückenfigur des zum Schlag ausholenden, rot-blau gekleideten Mannes, aber auch auf die beiden anderen, deren Arme und glänzende Rüstungen dadurch akzentuiert werden. Dieser diagonalen, durch Gegenbewegungen rhythmisierten Figurenreihe setzt Kraus eine dunkle, meisterhaft gemalte Repoussoirfigur am linken Bildrand entgegen.
Zusammen mit der „Darbringung im Tempel“ [siehe Beschreibung dort] gehört das Bild zu einer 15-teiligen Rosenkranzfolge, diesmal aber zum sog. schmerzhaften Rosenkranz. Das größere Format der Bilder, ihre geschweifte Umrandung und sorgfältige Malweise sprechen dafür, dass es sich nicht nur um einen Entwurf handelt, sondern um ein autonomes Bild, das vermutlich zwischen 1745 und 1752 für das Kloster Einsiedeln entstanden sein könnte.