Joseph Anton Feuchtmayer
1696 Linz – 1770 Mimmenhausen (Bodensee)
Entwurf für einen Hochaltar
Bezeichnung verso (von fremder Hand): Riss vom Feichtmeiher
Nach einer ersten Ausbildung bei seinem aus Wessobrunn stammenden Vater, dem Bildhauer Franz Joseph Feuchtmayer (1660–1718), hielt sich Joseph Anton Feuchtmayer 1714 in Augsburg und ab 1718 in Weingarten auf. 1719 führte er seinen ersten selbständigen Auftrag in Salem aus. Feuchtmayers Bildhauer- und Stukkatorwerkstatt in Mimmenhausen gilt als die bedeutendste des Bodenseegebietes im 18. Jahrhundert.
Das große, farbig angelegte Blatt zeigt den halbseitig vorgestellten Entwurf für einen hoch aufgesockelten, auf einem dreistufigen Podest errichteten Hauptaltar mit freistehender Mensa, großem Tabernakelaufbau und seitlichem Opfergangsportal.
Bemerkenswert ist die subtile farbliche Differenzierung, durch die es dem Zeichner gelingt, die räumliche Staffelung der einzelnen Altarelemente zu veranschaulichen. Die Zeichnung selbst ist perspektivisch angelegt, die Perspektive jedoch nicht konsequent eingesetzt, was allerdings durch die Schrägstellung der Stützenkombination kaum auffällt. Es handelt sich dabei nicht um eine konstruierte Perspektive, sondern um eine angenäherte Scheinperspektive.
Angefertigt wurde das sorgfältig gezeichnete und farbig aquarellierte Blatt als Präsentationszeichnung für den Auftraggeber, von dem möglicherweise auch die Beschriftung auf der Rückseite stammt. Eine derartige Präsentationszeichnung vermittelte nicht nur die Kenntnis von der exakten Form und den einzelnen Bestandteilen des zu errichtenden Altars, sondern zugleich einen Eindruck von dessen Farbigkeit. Die aufwendige Kolorierung diente dazu, die Palette des farbigen Stuckmarmors zu veranschaulichen.
Ein danach ausgeführter Altar konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden. Aufgrund gewisser Gemeinsamkeiten, etwa der nahezu freistehenden Stützenkombination, mit den 1746 und 1747 datierten Entwürfen für den Hochaltar der Pfarrkirche Altheim, kann eine Entstehung des Altarentwurfs der Sammlung Reuschel Ende der 1740er Jahre angenommen werden.