Unbekannt
Heimkehr des Odysseus
Das Gegenstück zu der Darstellung „Odysseus und Circe“ stellt die „Heimkehr des Odysseus“ dar: In seinem Palast belagerten zahlreiche Freier, die ihn aufgrund seiner langen Abwesenheit für tot hielten, seine treue Gattin und verprassten sein Hab und Gut. Von Athene in einen Bettler verwandelt, näherte sich Odysseus in mehreren Schritten seinem Ziel, sich an den Freiern zu rächen. Mit Pfeilen tötete er seine ersten Widersacher, später brachte ihm sein Sohn Telemachos Rüstung und Waffen. Gemeinsam mit seinem Sohn und zwei treuen Knechten besiegte er durch den Beistand Athenas die Übermacht der Freier, von denen keiner das Gemetzel überlebte. Danach erst gab sich Odysseus seiner Frau Penelope zu erkennen. Im Zentrum der Darstellung zieht Odysseus wütend sein Schwert. Sein wehender roter Mantel unterstreicht die Dynamik des Geschehens. Die unbewaffneten Freier in der linken Bildhälfte beginnen, entsetzt zu fliehen, während rechts eine Frau, wohl Penelope, ihren Rock rafft und mit ihrem linken Arm nach vorne weist. Vor ihr liegen Wollknäuel und eine Schere am Boden, als Hinweis auf ihre List, die Freier während der Irrfahrt des Odysseus zu vertrösten.
Wie beim Gegenstück verdichtet der Maler die Erzählung, indem er hier Penelope darstellt, der sich Odysseus – nach Homers Schilderung – erst nach dem Gemetzel zu erkennen gab. Außerdem verwundern hier die unbewaffneten Freier, die an holländische „Raufbolde“ des 17. Jahrhunderts erinnern. Der Grund dafür liegt nicht nur an den drastisch dargestellten Affekten, sondern vor allem an den Federbaretten der Freier. Das Federbarett ist ja nicht nur das Erkennungsmerkmal Rembrandts und seines Kreises, sondern steht auch für Stolz und Eitelkeit. Die Hahnenfeder dagegen gilt gar als Symbol des Bösen, des Teufels. Für das späte 18. Jahrhundert ist dieser Rückgriff auf die Symbolik der vorangegangenen Epoche doch eher ungewöhnlich, zumal der „Hollandismus“ der Jahrhundertmitte bereits vorüber war.
Die Dynamik der Figuren, ihre ausfahrenden Bewegungen, die Gesten und der Schwung der Gewänder sind ebenso wie bei dem Gegenstück noch ganz dem Barock verhaftet. Hier haben sich weder der „Goût Grec“ noch das Ideal des Klassizismus den Weg gebahnt. Doch eine sichere Lokalisierung der beiden Gemälde stößt auf Schwierigkeiten.