Johann Wolfgang Baumgartner
Ebbs bei Kufstein (Tirol) 1702 – Augsburg 1761
Jakob verhandelt mit Laban seinen Lohn (?)
Johann Wolfgang Baumgartner ging nach einer Schmiedelehre nach Salzburg, um dort die Hinterglasmalerei zu erlernen. Nach seiner Wanderschaft, die ihn nach Italien, Österreich, Ungarn und Böhmen führte, ließ er sich 1733 in Augsburg nieder. Neben der Hinterglasmalerei widmete er sich zusehends der Anfertigung von Vorlagen für ornamentbetonte Grafik und Buchillustrationen, später schuf er auch Altarbilder und Deckenfresken. Seine Zeichnungen und Malereien gehören zum Qualitätsvollsten des süddeutschen Rokoko.
Das Bild zeigt Jakob, der in tänzerischer Haltung und prächtiger Kleidung vor seinem Onkel und Schwiegervater Laban steht. Dieser, ebenfalls in vornehme Gewänder gehüllt, blickt ihn erstaunt an. Im Raum sind prächtige Truhen mit wertvollem Schmuck und Silberstücken zu sehen. Das Thema des Bildes stammt aus dem Buch Genesis (Gen. 31,43-44). Jakob gilt als einer der Patriarchen des Alten Testaments und ist der Stammvater des jüdischen Volkes. Seine mit den beiden Frauen Lea und Rahel gezeugten zwölf Söhne stehen für die zwölf Stämme Israels. Der dargestellten Szene geht folgende Geschichte voraus: Als Jakob zu Laban kommt, verliebt er sich in Rahel, die jüngere Tochter Labans. Er vereinbart mit Laban, dass er sie nach sieben Jahren des Dienens heiraten dürfe. Die Hochzeit findet statt, doch Laban sorgt dafür, dass er die Hochzeitsnacht mit der älteren Tochter Lea verbringt. Als Jakob dies erst am nächsten Morgen bemerkt, erwidert Laban ihm nur, dass zunächst seine ältere Tochter verheiratet werden musste. Erst nach weiteren sieben Jahren des Dienens kommt es zur Heirat mit Rahel. Wiederum sechs Jahre später verhandelt Jakob seinen Lohn, da er Laban verlassen möchte. Er verzichtet auf die im Bild gezeigten Schätze und bittet stattdessen um alle Lämmer, die innerhalb des nächsten Jahres geboren werden und ein geflecktes Fell tragen. Laban geht auf das Angebot ein.
Das Bild ist in dunklen Farbtönen gehalten und akzentuiert die beiden Hauptfiguren durch die Lichtführung. Die kleine Ölskizze gleicht von der Malweise her einem fertigen Gemälde und hat dadurch wenig mit einer Entwurfsskizze gemeinsam. Die Rocaille-Kartuschen am unteren Bildrand sprechen dafür, dass es sich hierbei um die Vorlage für eine Druckgrafik handelt, die als Teil einer Blattfolge, wohl als Schabkunstblatt, umgesetzt wurde. Vergleichbare gemalte Vorlagen dieser Art existieren nur von Johann Wolfgang Baumgartner, dessen Einfluss hier in der Malweise und der Bildanlage sehr deutlich zu erkennen ist.