Franz Martin Kuen

1719 Weißenhorn – 1771 Weißenhorn

Kreuzerhöhung und Gründung des Klosters Wiblingen

Entwurf für das 1754 datierte und signierte Fresko im Kapitelsaal der ehemaligen Benediktinerabteil Wiblingen bei Ulm

Datierung:
Technik:
Format:
Inv. Nr.:
Katalog Nr.:
1754
Öl auf Leinwand
71,60 cm / 41,30 cm
Rl 1
10 (1995), 18 (2017)

  Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 44) ausgestellt

Franz Martin Kuen ging bei seinem Vater Johann Jakob und seinem Onkel Johann Baptist in die Lehre. Anschließend erfolgte wohl ein allerdings archivalisch nicht belegter Aufenthalt bei Johann Georg Bergmüller in Augsburg. Um 1740 war er in Weißenhorn ansässig und begann 1741 mit der Freskierung der Ulmer Wengenkirche (1944 zerstört) und ab 1744 – gerade 25 Jahre alt – mit dem Kuppelfresko der Bibliothek im Benediktinerkloster Wiblingen. 1746/47 studierte er während eines Italienaufenthalts vor allem die Werke Giovanni Battista Tiepolos, der ihn auch für die vorliegende Arbeit beeinflussen sollte. Mit seiner Heirat erwarb er 1748 die Meistergerechtigkeit. Er war als Altarbildmaler und Freskant in über 50 Kirchen tätig. Der auf zwei Hauptseiten angelegte Deckenentwurf vereinigt drei Szenen, die mit der Gründung des Klosters Wiblingen in Zusammenhang stehen. Auf der einen Schmalseite ist vor einer Architekturkulisse die Kreuzerhöhung durch Kaiser Heraklius (575-641) zu erkennen: Nach der Eroberung Jerusalems hatten die Perser 614 das Kreuz Christi verschleppt. 628 konnte Kaiser Heraklius es zurückgewinnen und wollte es nach Golgotha tragen. Erst nachdem er seine kaiserlichen Gewänder und Schuhe abgelegt hatte, öffnete sich das Tor und er konnte das Kreuz dort aufstellen. Die Kirche feierte dieses Ereignis mit dem Fest „Kreuzerhöhung“.
Das Bild zeigt den Zeitpunkt der Aufstellung unter vergoldetem Baldachin mit zahlreichen Klerikern, Rittern und Neugierigen aus dem Volk. Die Mitte der Ölskizze nimmt die zweite Szene ein: Umgeben von Heiligen, zumeist Märtyrern aus dem Benediktinerorden, hält ein Engel die in hellem Licht strahlende Monstranz mit dem Kreuzpartikel in die Höhe. Anschließend folgt die dritte, gegenüber den beiden anderen um 180 Grad gedrehte Szene mit dem ritterlich gekleideten Brüderpaar Hartmann und Otto von Kirchberg, die dem Abt Werner von Erlenbach den Plan einer Klosteranlage zeigen. Sie hatten im Jahr 1093 den Bau eines Klosters gelobt, sofern sie gesund vom Kreuzzug ins Heilige Land zurückkehren sollten. 1099 brachten die Brüder ein Partikel vom Kreuz Christi mit und schenkten es dem von Papst Urban II. (1088-1099) mit Privilegien ausgestatteten Kloster. Die gut erhaltene Ölskizze ist der Entwurf für das 1754 datierte und signierte Fresko im Kapitelsaal der ehemaligen Benediktinerabtei Wiblingen bei Ulm. Die genaue Zuordnung gelang erst 1968/69 nach grundlegender Reinigung und Restaurierung des lange Zeit als Kaserne unsachgemäß genutzten Ostflügels der Abtei.

Abbild der Ausführung:

Franz Martin Kuen - Kreuzerhöhung und Gründung des Klosters Wiblingen - Ausführung
Gründungslegende des Klosters Wiblingen und Kreuzaufrichtung durch Kaiser Heraklius in Jerusalem, Deckenbild, Ulm-Wiblingen, Kapitelsaal des ehemaligen Klosters (Photomontage)

Ausgeführtes Werk: