Franz Zoller
1726 Gufidaun bei Klausen (Südtirol) – 1778 Wien
Vertreibung der Händler und Wechsler aus dem Tempel
Entwurf für das Deckenbild über der Orgelempore in der Lichtentaler Kirche in Wien
Das Werk ist im Bayerischen Nationalmuseum (Saal 45) ausgestellt
Über Franz Zollers frühen Werdegang ist kaum etwas bekannt, lediglich ein Eintrag in den Akten der Wiener Kunstakademie belegt, dass er schon als Vierzehnjähriger Unterricht im Zeichnen nahm. Von 1748 bis 1750 arbeitete er als Gehilfe Paul Trogers an der Ausmalung des Brixener Doms mit. 1760 wurde er zum Mitglied der Wiener Akademie ernannt. Mit Franz Sigrist, der jedoch nur das Fresko unter der Orgelempore verfertigte, übernahm er 1771/72 die malerische Ausstattung der Lichtentaler Kirche („Schubertkirche“) in Wien. Um 1771 schuf er die Fresken im Stift Geras und ab 1772 die Deckengemälde und Altarbilder der Pfarrkirche von Fratting.
Die Vertreibung der Händler und Wechsler aus dem Tempel, die „Tempelreinigung“, geht auf das Johannisevangelium (Joh. 2,14-16) zurück: Jesus zieht zum Passahfest nach Jerusalem und findet im Tempel Händler und Wechsler, die hier ihren Geschäften nachgehen. Erbost über dieses ehrlose Treiben, knotet er sich eine Geißel und jagt die Menge wütend hinaus.
Zoller hat Jesus in der Bildmitte als heftig um sich schlagende Figur dargestellt. Die Händler weichen erschrocken zurück, ihre Utensilien und Waren fallen die Treppe hinunter. Auf den Stufen sind die im Bibeltext erwähnten Tauben sowie ein prall gefüllter Geldsack zu erkennen. Die Engel und Engelsköpfe verleihen der Szene einen überzeitlichen Aspekt und lehrhaften Charakter.
Das Bildfeld der Ölskizze war ursprünglich – entsprechend dem ausgeführten Deckenbild – mit einem gemalten ovalen Rahmen versehen, der in der Infrarotaufnahme deutlich zu erkennen ist. Möglicherweise hat ihn der Künstler später selbst übermalt, um ein eigenständiges Kunstwerk zu schaffen.